Erfahrungsbericht – Zwischen Erbe und Excel
Über das Altwerden mit der Finanzcoop
Kerstin von »Finanzcoop« | besteht seit 1998 | 7 Erwachsene (+ Kinder)
Die Hausmitbewohnerin – noch keine 40 – teilt kürzlich beim Hoffest mit, dass sie sich jetzt mit Altersvorsorge beschäftigt und mit der Frage, ob sie ihren Partner nicht doch heiraten soll. »Kann man ja schon mal machen, grade wegen der Altersgeschichte – und ausserdem sind wir echt lange zusammen«. Einige nicken wissend, ich suche hektisch nach einem anderen Gesprächsgegenstand. Ich verweigere mich einfach gerne wider besseren Wissens einer Vostellung der näheren Zukunft, in der alles plötzlich ganz anders ist. – Krankheiten, Unfälle, Ausfälle.
Der einzige Ort, an dem ich es gerade so ertrage, über Rentenmodelle und Altersarmut in einer sachlichen und pragmatischen Weise (!) zu sprechen ist meine Finanzcoop (=GemÖk). Wie wir in unserem Buch »Revolution in Zeitlupe« erzählen, hat das Thema da zwischendrin durchaus immer wieder enorm für Zündstoff gesorgt – Stichworte: Spießertum, Privilegien vs Angst vor Altersarmut, Sicherheiten – auch für Kinder und andere nahestehende Personen. Die gute Nachricht: in kleinen Häppchen serviert, geht das über Jahre ganz gut und es lässt sich immer wieder sehr empathisch wenden – anstatt dass es zu Zerwürfnissen führt, die nicht so leicht wieder zu reparieren sind. Annäherung findet statt. Oder sagen wir: Der Punkt »Rente« wurde stoisch immer wieder auf die Tagesordnung gehievt, manchmal ignoriert, bestöhnt, im besten Fall kurz gefasst.
Als Beispiel: Es gibt Menschen bei uns, die werden wahrscheinlich ein Einfamilienhaus erben, welches sie ebenso wie die Gegend, in der es steht, eigentlich gern vergessen möchten. Sie sind froh, dass sie sich dank Finanzcoop damit nicht alleine damit befassen müssen, sondern ihnen andere mit Wissen und Vorschlägen zur Seite stehen.
Was ich, auch dank der FC lernen durfte: Vorbereitungen für den Fall des Falles treffen, gerade solche, die auch immer noch verändert werden können, ist ziemlich empfehlenswert. Zum Beispiel: Vorsorgebevollmächtigungen ausfüllen und sich gemeinsam mit anderen nahestehenden Personen darüber informieren, wer da welche Rolle übernehmen kann. Testamente schreiben, Menschen berücksichtigen, die zur Wahlfamilie gehören, die der Staat aber niemals anerkennen würde. Von Eltern eine Erbteilsverzichtserklärung erbitten. Das mag manchen morbide und manchen albern vorkommen. Das mal anzugehen ist aber zumindest für den deutschen Staat, der ein hoch kompliziertes Erbrecht hat, tendenziell weniger einträglich. Oder andersrum: Es dauert einen halben Tag, sich drum zu kümmern und spart einen Haufen Steuern.
Bezüglich Rente haben wir uns über die Jahre auf folgendes geeinigt: Alle, die nicht über ihre Berufsverbände Rentenzahlungen erhalten werden, schließen eine freiwillige Rentenversicherung mit einem für alle ähnlichen Betrag ab. Und weil es dazu ab und zu neue Zahlen gibt, tippen wir die dann in eine Excel-Tabelle (kann auch Spaß machen) und sehen so die gemeinsame Altersversorgung vor uns. Excel-Tabellen, die den Eingang und Ausgang und das verfügbare Geld aktuell und in Zukunft visualisieren, sind eine hilfreiche Variante, um sich auch als Gruppe sicher zu sein darüber, was finanziell geht oder nicht. Und wieder eine gute Nachricht: Wenn man es erstmal geregelt hat, ist das alles gar nicht mehr so schlimm.
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