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3.1 Finanzierung der GemÖk

Finanzierungskonzepte von Gemeinsamen Ökonomien sind sehr unterschiedlich. Bei manchen gehen alle Mitglieder einer ·Lohnarbeit· nach, andere beziehen Sozialleistungen und wieder andere versuchen mit möglichst wenig Geld zu leben. In jedem Fall kann die GemÖk ein Ort sein, um mit Formen der Finanzierung zu experimentieren und gemeinsam Lösungen zu finden, die möglichst gut zu den Bedürfnissen der Mitglieder passen.

3.1.1 Lohnarbeit

Auch mit einer GemÖk im Rücken kann es notwendig sein, einer Lohnarbeit nachzugehen. Der große Vorteil ist allerdings, dass sich eine spielerische Leichtigkeit im Umgang damit einstellen kann. Denn wer gemeinsam kreativ überlegt, welche Möglichkeiten es zum Füllen der Finanzierungslücke gibt, kommt mit Sicherheit auf schöne und lustige Ideen. Wie wäre es mit einer Runde Straßenmusik mit der GemÖk? Oder mit einem Ferienjob, den alle gemeinsam machen? Vielleicht gibt es auch diese eine Fabrik, die ihr sowieso mal von innen sehen wolltet, um die nächste Aktion zu planen?

Eine GemÖk gibt euch mehr Freiheit bei der Wahl der Arbeit. Weil ihr Einkommensausfälle gemeinsam tragt, könnt ihr mithilfe der GemÖk ausbeuterischen Jobs mit blödem Chef und schlechten Arbeitsbedingungen leichter eine Absage erteilen. Mit gestärktem Rücken kannst du deine Arbeitszeit verkürzen oder eine Lohnarbeit finden, die dich erfüllt statt ausbeutet.

Was ist dein Traum, was willst du beitragen in der Welt? Lässt sich damit Geld verdienen? Vielleicht bist du auch glücklich damit, mit deinem Normalo-Job einen wichtigen Beitrag zur GemÖk zu leisten, damit die anderen ohne Geldsorgen die Welt verändern können?

Vielleicht gibt es für das, was du beitragen kannst und möchtest gar kein Geld? Dann sind Sozialleistungen vielleicht eine gute (Übergangs-)Lösung.

3.1.2 Sozialleistungen

Engagement »für alle« sowie ·Sorgearbeit· werden in der Wirtschaft kaum entlohnt, während Management-Jobs in der IT-, Hightech- und Finanzbranche die meiste Kohle abwerfen. Wer mit seiner Arbeit möglichst konsequent seinem Gewissen folgen will, dem droht deshalb oft ein persönlicher Geldmangel. Eine Möglichkeit ist deswegen die Perspektive »Sozialleistungen sind da, um genutzt zu werden!«. Sozusagen im Sinne eines »Staatlichen Grundeinkommens« für gesellschaftliches Engagement.

Einige Möglichkeiten, die finanzielle Lage der GemÖk durch Sozialleistungen aufzupeppen sind: BaföG, Arbeitslosengeld, Bürgergeld, Wohngeld, Kindergeld.

Zur rechtlichen Lage bei Sozialleistungen in Verbindung mit GemÖk findest du mehr bei 3.9 GemÖk und Sozialleistungen.

3.1.3 Fördergelder

Je nachdem, welcher Tätigkeit und welchen Projekten du nachgehst, könnten auch Fördergelder für dich in Frage kommen. Viele Stiftungen sowie staatliche Stellen fördern bspw. politische Projekte. Dabei ist es oft auch möglich, projektbezogene Honorare auszuzahlen.

Für Studierende kommt möglicherweise auch ein Stipendium in Frage.

3.1.4 Geldfreier leben

Die GemÖk stellt auch einen Gegenentwurf zu einer Lebensweise dar, in der wir unsere Bedürfnisse vor allem durch Kaufen erfüllen. Ein wichtiger Aspekt kann also darin liegen, gemeinsam Wege zu finden, um weniger abhängig von Geld zu sein.

Suffizient leben – Was brauchst du wirklich?

Mal ehrlich: Brauchst du alles, was du kaufst? Bestimmt fällt dir die eine oder andere Sache ein, für die du eigentlich unnötig Geld bezahlst, z.B. weil du versuchst, mit materiellem ·Besitz· ein Gefühl von Zufriedenheit oder Zugehörigkeit zu erfüllen. In vielen Lebensbereichen haben wir uns auf eine kostenaufwendige Bedürfnisbefriedigung eingestellt, weil unser Umfeld sie als ·Norm· vorgibt. Fährst du zum Beispiel mit dem eigenen Auto zur Arbeit, nur um dort genug Geld zu verdienen, um das Auto abzubezahlen? Stell dir vor, du verabschiedest dich von dem Anspruch, dieser Norm zu entsprechen. Trampen, Bahnfahren oder ein Fahrrad sind günstiger und oft stressfreier. Finde heraus, was du wirklich für ein gutes Leben brauchst. Wenn sich z.B. rausstellt, dass es mehr arbeitsfreie Zeit ist, um dich für sinnvolle Projekte engagieren zu können, dann unternimm Schritte in die gewünschte Richtung.

Teilen statt kaufen

Dinge wie ein Auto oder einen Akkuschrauber kannst du mit anderen teilen und pflegen, anstatt dass sich jede Person in deinem Umkreis ein privates Exemplar kaufen muss. Das ist nicht nur ressourcenschonend und effizient; wenn alle alles teilen, ist für alle auch mehr da.

Gemeinsam statt einsam – Solidarisch organisieren

In Kooperation mit anderen kannst du viel besser deine eigenen Finanzbedarfe reduzieren. Ein Beispiel dafür sind ·Commons· wie z.B. ein Hausprojekt mit spendenbasierter Mietzahlung oder ein schnell aufgebautes Umsonstregal für Kleidung an einem belebten Ort. Im Teil 4. Ausblick erfährst du mehr zu diesen Themen.