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Erfahrungsbericht – Gedanken zum Ausstieg

L. (ehemals obl‘obl) | 8 Menschen | damals 2 Jahre alt

Es ist nun ziemlich genau 1 Jahr her, dass ich nach 2 Jahren GemÖk ausgestiegen bin. Wir waren bei meinem Ausstieg frisch zu acht, die GemÖk bestand schon ein Jahr, bevor ich dazugestoßen bin.

Aus einer GemÖk Aussteigen fühlt sich an wie Schluss machen mit den ans Herz gewachsenen Menschen, führt unweigerlich zu Verletzungen und zum Verlust von guten Freunden.

Das ist eine Sache, die ich am Konzept GemÖk nicht mag, auch wenn sie für mich immer eine der Hauptgründe für die GemÖk war: Freundschaft bleibt nicht aus, GemÖk ist Beziehungsarbeit.

Ein starker Bezug zueinander ist von großem Vorteil, erleichtert das ineinander einfühlen und damit das gemeinsame Treffen von Geldentscheidungen. Wir haben uns alle 2 Monate für unsere GemÖk Treffen gesehen, teils mit weiter Anreise. Es waren meist schöne Treffen, mit viel Lachen, gemeinsam kochen, die gegenseitigen Zuhause-Orte von uns kennenlernen. Durchaus auch anstrengend, der bürokratische Aufwand des Geld Teilens frisst viel Zeit und Kapazitäten. Wir entwickelten ein Buddy-System, um die Zeit zwischen unseren Treffen zu überbrücken.

So waren die Reaktionen auf meinen Ausstieg verständlicherweise mit Enttäuschung, Trauer und Wut verbunden und die Verhandlung darüber, mit wie viel Geld ich aus der GemÖk gehen sollte, für beide Seiten emotional und aufreibend. Trotzdem kann ich im Rückblick sagen, dass wir den Prozess gut gemeistert haben und ich persönlich, aber bestimmt auch die GemÖk gestärkt daraus hervorgeht. Ich habe den Ausstieg an sich nie bereut, am meisten schmerzt der Verlust toller Menschen. Umso mehr freue ich mich über Briefaustausche und zaghafte Kontakte, die zeigen, dass man aneinander denkt.

Mein Bezug zum Thema Geld hat sich wenig verändert, meine Ausgaben und Einnahmen kaum. Schon aber mein Umgang damit, ich verwalte meine Buchhaltung nicht mehr monatlich und schaue selten auf mein Konto. Das entspannt mich, auch in Bezug auf »unnötige« Ausgaben, wie die für die Ausbildung meines Hundes oder abgefahrene Autospiegel, die ich vor niemandem rechtfertigen muss. Es ist lächerlich, denn ich weiß, während ich das schreibe, dass man in einer guten Gemök wie ich sie hatte, über all das reden kann und es keinen Grund gibt, sich für Ausgaben zu schämen. Und doch kennen wir alle diese Gefühle, es war eine intensive Zeit der Auseinandersetzung damit und doch bin ich froh, sie nicht mehr alltäglich zu haben.