5.2 Glossar
Antikapitalismus
Der Antikapitalismus ist eine politische Idee und Bewegung, die davon ausgeht, dass ein Großteil des Leidens auf der Welt durch ein ungerechtes System verursacht wird: den Kapitalismus. Viele antikapitalistische Positionen streben daher eine gerechte Verteilung von Ressourcen (z.B. Land), Produktionsmitteln (z.B. Fabriken) und Macht an. Seit vielen Jahrhunderten haben sich Menschen gegen den Kapitalismus gewehrt und auch heute kämpfen Antikapitalist*innen in vielen Formen und an vielen Plätzen für eine andere Gesellschaft.
Autoritarismus
Autoritarismus beschreibt eine Gesellschafts- und Regierungsform, die feste Hierarchien und Gehorsam bejaht und keine kritischen Meinungen zulässt. Ein wichtiges Merkmal von autoritären Strukturen ist der Bezug auf vermeintlich unveränderbare, allgemeine Wertvorstellungen und Traditionen. Die Herrschaft liegt bei einer oder einigen wenigen Personen.
Autonomie
Autonomie ist ein anderes Wort für Selbstbestimmung, Entscheidungsfreiheit und Selbstständigkeit.
Besitz
Als Besitz bezeichnen wir die materiellen Dinge, die eine Person (oder eine Gruppe von Personen) tatsächlich benutzt, häufig gebraucht und sich dementsprechend darum kümmert. Besitz wird häufig dem Begriff »Eigentum« gegenübergestellt.
Care-Arbeit
Care-Arbeit (von engl. care = Fürsorge, Pflege) bezeichnet alle Tätigkeiten, die dem Sorgen für und dem Kümmern um andere Menschen dienen. Dazu gehören Kinderbetreuung, Pflege von Kranken und älteren Menschen, emotionale Unterstützung, Hausarbeit sowie die Organisation des Alltags. Care-Arbeit kann bezahlt oder unbezahlt erfolgen und wird häufig im privaten Umfeld von Angehörigen – meist Frauen – geleistet.
Sie ist eine zentrale Voraussetzung für das Funktionieren von Gesellschaft und Wirtschaft, wird aber oft gesellschaftlich abgewertet und ökonomisch schlecht oder gar nicht entlohnt.
Commons
Commons sind gemeinsam hergestellte, gepflegte und genutzte Produkte, Ressourcen und Dienstleistungen unterschiedlicher Art. Im Deutschen gibt es dafür das Wort Gemeingüter, was aber zu sehr auf die Ressourcen oder Produkte (»Güter«) fokussiert. Daher verwenden wir auch im Deutschen das Wort Commons.
Vergleiche dazu 4.3 Netzwerke des Teilens: GemÖk und Commons
Eigentum
Als Eigentum werden die materiellen Dinge bezeichnet, die einem Mensch gehören, unabhängig davon, ob diese Person sie benutzt. Ein Beispiel ist die Mietwohnung, die einer Person als Vermieter*in gehört, während andere darin wohnen und diese nutzen. Sogar wichtige Ressourcen wie Wasser oder Land können zu Eigentum gemacht werden.
FLINTA*
FLINTA* ist eine Abkürzung. Sie steht für Frauen, , Personen, Menschen,personen und Menschen. Das Sternchen (*) steht für weitere von Queerfeindlichkeit betroffene Personen.
GemÖk
GemÖk ist eine Abkürzung für Gemeinsame Ökonomie. Als GemÖk bezeichnen wir Kleingruppen, die sich langfristig ihr Geld (entweder Einkommen oder gesamtes Geld inklusive Vermögen) teilen.
Hierarchie
Hierarchie bedeutet, dass eine Person oder Gruppe Macht über andere ausüben kann, indem sie mehr Befugnisse haben oder Entscheidungen treffen können. Es handelt sich also um eine Rangordnung, in der die Handlungsmöglichkeiten ungleich verteilt sind. Auf welche Art Macht über andere ausgeübt wird, zeigt sich ganz unterschiedlich, z.B. durch Zwangsausübung oder durch unbewusst genutzte Privilegien. Hierarchien entstehen in den meisten sozialen Gegebenheiten, sie können sowohl offensichtlich als auch versteckt (unsichtbar) sein.
Vergleiche dazu 1.4. GemÖk Was ist das?: Hierarchiekritisch.
implizite Codes
Der Begriff Implizite Codes beschreibt nicht ausdrücklich genannte und nicht direkt erkennbare Regeln, Verhaltensweisen und geteilte Meinungen. Das Wissen über implizite Codes und das Vermögen, sie einzuhalten, entscheidet in sozialen Gruppen oft mehr über die Zugehörigkeit als offensichtliche Beschränkungen.
Kapitalismus
Der Kapitalismus ist ein Gesellschaftssystem, das das Zusammenleben und Wirtschaften maßgeblich bestimmt. Zentrale Merkmale sind das Privateigentum, über das ausschließlich die Eigentümer verfügen dürfen, sowie die Bepreisung von Dingen und Leistungen – allem wird ein fester, oft marktabhängiger Wert zugewiesen. So wird fast alles zur Ware.
Typisch für den Kapitalismus ist zudem das Prinzip des stetigen Wachstums: Nur durch fortlaufendes Wachstum können Profite generiert werden.
Die Folgen dieses Systems sind vielschichtig: Es begünstigt soziale Ungleichheit, Ausbeutung und Unterdrückung – und gilt als eine der Hauptursachen der Klimakrise.
kollektiv
Kollektiv beschreibt etwas, das von einer Gruppe von Menschen gemeinsam getan oder getragen wird. Kollektive Güter, bspw. Fahrräder oder Werkzeuge, gehören nicht einer Person, sondern der ganzen Gruppe.
Konsens-Entscheidung
Eine Konsens-Entscheidung wird von allen Mitgliedern einer Gruppe gemeinsam getroffen. Einzelne Personen können nicht von der Mehrheit überstimmt werden. Ziel ist es, eine Lösung zu finden, mit der sich alle wohl fühlen und dieser Entscheidung aktiv zustimmen.
Lohnarbeit
Wenn Menschen für ihre geleistete Arbeit Geld bekommen, wird das als Lohnarbeit bezeichnet. Im Gegensatz dazu gibt es viele Formen der Arbeit, für die es keinen finanziellen Lohn gibt. Beispiele sind Sorgearbeiten wie aufräumen, sich um Andere kümmern o.ä.
Normen
Eine Norm ist das, was von der Gesellschaft anerkannt und als »Regel« verstanden wird. Normen begegnen uns täglich und oft völlig unbemerkt. Meistens werden sie erst dann wahrgenommen, wenn etwas nicht der Norm entspricht. Häufig wird ein Verstoß gegen Normen bestraft.
Privilegien
Der Begriff Privilegien beschreibt für Einzelne oder eine Gruppe geltende, besondere Rechte und Zugänglichkeiten, von denen andere ausgeschlossen bleiben. Privilegien können verschiedene Formen annehmen. Sie werden in der Gesellschaft systematisch weitergegeben und verfestigen bestehende Machtverhältnisse.
Queer
Queer ist eine Sammelbezeichnung für sexuelle Orientierungen, Geschlechtsidentitäten und Lebensformen. Der Begriff macht die Vielfalt von Lebensrealitäten abseits der gesellschaftlich weiterhin als Regelfall gesehenen Formen von bspw. heteronormativen Beziehungen und cis-Geschlechtlichkeit sichtbar.
Revolution
Als Revolution wird ein erheblicher Umbruch in allen Lebensbereichen bezeichnet. Häufig wird die Revolution mit einem plötzlichen, gewaltvollen Ereignis in Verbindung gebracht. Im Gegensatz dazu verstehen wir Revolution als fortlaufenden Prozess. Revolution findet statt, wenn Menschen neue Lebens- und Widerstandsformen entwickeln, selbstverwaltete Räume schaffen, sich organisieren oder neue Beziehungen knüpfen. Diese Revolution passiert jeden Tag, schreitet mal schneller, mal langsamer voran und erschafft dabei die Gesellschaft, für die sie kämpft.
Skill-sharing
Skill- Sharing bezeichnet die Weitergabe von Fähigkeiten an andere Menschen. Häufig wird dabei viel Wert auf einen Umgang auf Augenhöhe zwischen den Beteiligten gelegt.
Sorgearbeit
Sorgearbeit ist ein deutschsprachiges Wort für Care-Arbeit.
Tauschlogik
Tauschlogik bedeutet, dass es für jede Leistung eine Gegenleistung braucht. Diese soll denselben Wert haben wie die erhaltene Ware oder Handlung.
Vergleiche dazu 1.5. Wieso die Welt mehr GemÖks braucht
Utopie
Generell bezeichnet eine Utopie eine mögliche, gewünschte oder erträumte Lebensweise oder Gesellschaftsform. Sie entfaltet sich an einem anderen Ort oder in der (fiktiven) Zukunft. Im Gegensatz dazu verstehen wir Utopie nicht nur als Vision für ein besseres Morgen, sondern auch als Möglichkeit, heute schon Alternativen zu leben. Diese gelebten Utopien sind nicht perfekt, bieten aber Raum, auszuprobieren, wie ein gutes Leben für Alle funktionieren kann.
weiß
»weiß« bezeichnet die bevorzugte Stellung von weißen Menschen innerhalb der Gesellschaft. Es beschreibt damit eine politische und soziale Konstruktion und keine biologische Eigenschaft oder tatsächliche Hautfarbe. Weißsein prägt die Selbstsicht und das Verhalten von weißen Menschen, die wissentlich oder unwissentlich vom rassistischen System profitieren. Oft wird »weiß« kursiv und klein geschrieben, um zu verdeutlichen, dass es nicht um eine ermächtigende Selbstbezeichnung geht, sondern um eine konstruierte gesellschaftliche Kategorie.
White Savior
White Saviorism (dt. »weißes Retter*innentum«) beschreibt ein Phänomen, bei dem sich weiße Menschen aus dem Globalen Norden dazu berufen fühlen, Menschen aus Ländern des Globalen Südens durch die Mitarbeit an Entwicklungsprojekten oder Geldspenden Hilfestellung zu leisten.
Dies geschieht jedoch ohne eine tiefere Auseinandersetzung mit rassistischen Strukturen, den Hintergründen der Missstände oder Einbezug von Betroffenen.
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