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Awareness in Lützi 2022 (Neues Jahr, neues Glück?)

Flaute und Wechsel im Awareness-Team
Nun zunächst einmal zurück zum Awareness-Team. Als Ausgleich für die oft anstrengende Awareness-Arbeit gab es im Frühling 2022 zwischendurch einen „Awareness-Fun-Day“, der sich aber nicht bis zum Sommer hielt.
Vom Winter 2021/22 zum Sommer 2022 gab es im Awareness-Team allgemein einen größeren Wechsel an Menschen. Es gab nur wenige Menschen, die über die bisherigen Fälle bescheid wussten und es gab quasi keine Wissensvermittlung. Langfristige Fallarbeit hing teils in der Luft und es gab auch keine Übersicht über bestehende Fälle oder wer gerade woran arbeitete. Die verbliebenen Menschen im Awareness-Team suchten nach neuen Menschen, die mit in die Awareness-Arbeit einsteigen würden. 
Alltag des Awareness-Teams im Sommer 2022

Im Sommer 2022 war das Awareness-Team sehr klein. Das On-Boarding bestand mitunter aus der Lektüre eines Texts zum Thema Definitionsmacht – und dann learning by doing. In der Regel sah die Tätigkeit der Awareness-Menschen folgendermaßen aus: Menschen in Lü teilten Awareness-Menschen Probleme mit, woraufhin diese die entsprechenden Menschen aufsuchten und versuchten, ins Gespräch zu kommen. Außerdem war rund um die Uhr immer ein Mensch über die Awareness-Funke auf dem Awareness-Kanal und über das Awareness-Handy erreichbar. Hierfür wurden Schichten eingeteilt. Darüber hinaus gab es das zwei bis dreistündige Awareness-Plenum, das prinzipiell für alle offen war. In diesem Plenum checkten Menschen ausführlich ein, besprachen länger Organisatorisches, beispielsweise zu Party-Awareness und tauschten sich gegen Ende über den Fortgang einzelner Fallarbeit aus. Letzteres wurde nach einiger Zeit zum Teil weggelassen, da die Plena zu lang wurden und die Energie dafür am Ende fehlte. 

Die vom Awareness-Team bearbeiteten Fälle umfassten unter anderem Fälle von sexualisierter Gewalt, Rassismus, persönlichen Konflikten und problematischem Verhalten unter Einfluss konsumierter Substanzen. Bei besonders schwierigen Awareness-Fällen erhielt das Awareness-Team teils Unterstützung durch Langzeit-Lü-Menschen, die viel Erfahrung mitbrachten. Sie waren häufig nicht Teil des Awareness-Teams, das die alltäglichen Aufgaben bewältigte und diesem teils auch gar nicht bekannt, sprangen aber an einzelnen Stellen ein oder waren in von den alltäglichen Awareness-Aufgaben losgelösten transformative justice Prozessen, also längerfristige Arbeit mit einzelnen Fällen involviert. 

Fallarbeit und vor allem die längerfristigen transformative justice Prozesse fanden oft eher im Verborgenen statt, in der Regel auf Wunsch beteiligter Personen. Dadurch blieb jedoch auch eher verborgen, wo sich Fälle häuften und einmal war es die Initiative einer betroffenen Person, die ermöglichte, dass sich mehrere Menschen trafen, die von den Handlungen ein und derselben Gewalt ausübenden Person betroffen waren, und sich so auch gemeinsam austauschen und mit Awareness-Menschen über das Weitere beraten konnten. In einigen Fällen wurden allerdings mehr Kapazitäten darauf verwandt, mit der Gewalt ausübenden Person zu arbeiten, als die betroffene Person aufzufangen. 

Einmal gab es eine Vollversammlung zum Thema sexualisierter Gewalt mit einer anschließenden Runde zum persönlichen Austausch. Das war für manche ein sehr wichtiger Moment, dieses Zusammenkommen und einander Zuhören, um erlebte Dinge auf eine Art auch gemeinsam zu verarbeiten.

Danach lebte der Flinta* Brunch auch noch einmal deutlich auf, bei dem sich Menschen über ihre Erfahrungen in Lü austauschen konnten – zumindest war das die Idee, und die Hoffnung einiger war auch eine bessere Flinta*-Vernetzung und dass sich Menschen besser gegenseitig auf dem Schirm haben. Das klappte bedingt, da die Bedürfnisse an den Flinta*-Brunch unterschiedlich waren und es für manche primär ein Ort tiefer gehenden Austauschs, für mache primär ein Ort spaßigen Zusammenseins war. Zu einer verbindlichen Flinta*-Organisierung kam es jedenfalls nicht. Bezüglich des TIN-Cafés waren die Erfahrungen teils ähnlich. Dennoch fanden Menschen es gut, dass es diese Orte gab.

Die Hauptverantwortung für Awareness blieb neben den Bezugsgruppen primär beim Awareness-Team. Nur bei besonderen Veranstaltungen wie Camps haben die Orgas, die diese organisiert haben teils selbst ein Awareness-Team für den Rahmen der Veranstaltung gestellt. Das war z.B. beim Mastamo der BUND Jugend NRW im August 2022 der Fall. 

Zur internen Weiterbildung stand dem Awareness-Team langfristig ein Awareness-Laptop mit einer ganzen Reihe von Texten zur Verfügung, jedoch kamen Awareness-Menschen kaum dazu, diese gemeinsam zu lesen. 

Eine besondere Wissenslücke bestand dabei beim Thema psychische Erkrankungen. Meist wurde sich damit nur im Rahmen konkreter Vorfälle befasst. Doch hatte das Awareness-Team immer wieder mit Menschen zu tun, die bipolar, depressiv, selbstverletzend, substanzkonsumabhängig oder suizidal waren. Manche Menschen haben regelmäßige Unterstützung durch das Awareness-Team bekommen. Manche Menschen im Awareness-Team boten manchen Menschen sogar ein wöchentliches Gesprächstreffen an, um Menschen emotional aufzufangen. 

Der Umgang mit verhaltensauffälligen Menschen war immer wieder schwierig und überfordernd. Beispielsweise können manche Menschen ihre Bipolarität gut navigieren, andere werden in bestimmten Phasen immer wieder ausschreitend und übergriffig. Eine Person wurde vor diesem Hintergrund auch ausgeschlossen. Besetzungen sind generell Orte, an die neben politischen Gründen Menschen auch aus Perspektivlosigkeit kommen oder weil sie durchs Raster des Staates und der Gesellschaft fallen. Eine Diskussion über einen generellen Umgang und damit, was die Besetzung hier leisten kann und was nicht, gab es jedoch nicht.