Muster von autoritären Gruppen
Allgemeine Taktiken, Muster und Tendenzen, auf die du achten solltest
Hier sind einige Red Flags, auf die du achten solltest. Einige davon werden dich wahrscheinlich auch bei gemeinnützigen Organisationen, Interessenvertretungen oder anderen von oben gesteuerten Organisationen finden, die wie ein Unternehmen agieren. Es ist jedoch die ideologische Motivation, die die autoritäre Eliten (#) von diesen unterscheidet und die dadurch am schädlichsten werden. Mit „Vanguard“ bezeichnen wir eine Person oder Gruppe, die sich selbst als notwendige*n Anführer*in der Massen auf dem Weg zur „Revolution“ sieht. Wenn du diese Red Flags bemerkst, solltest du dich von der Gruppe fernhalten und andere nach ihren Erfahrungen mit dieser Gruppe fragen.
1. Hoher Aufwand in Rekrutierung: Avantgardistische (#) Gruppen brauchen ständig neue Mitglieder*innen: um Beiträge zu zahlen, ihre Arbeitskraft zur Verfügung zu stellen, für die Gruppe zu werben und ausgebrannte Mitglieder*innen zu ersetzen. Es wird viel Aufwand in soziale Medien und Marketing gesteckt und Aktionen werden stark davon beeinflusst, wie sie als Rekrutierungsinstrument dienen können: Je auffälliger, desto besser! Wellen von neuen Leuten und Energie helfen, einer Gruppe das Gefühl zu geben, aktiv und relevant zu sein, und überdecken das Leute stetig ausgebrannt die Gruppe verlassen.
2. Notsituationen ausnutzen und Solidaritätsbewegungen unterwandern: Auf der Suche nach Energie und neuen Mitglieder*innen tauchen diese Gruppen plötzlich bei „krisenhaften Ereignissen“ auf. Achte dabei auf Gruppen, die uneingeladen auf Veranstaltungen erscheinen und sich darauf konzentrieren, Zeitungen zu verteilen und Unterschriften für E-Mail-Listen zu sammeln. Sie bringen oft Dinge mit wie massenhaft bedruckte Schilder mit dem Namen und der Website ihrer Gruppe oder ein großes Banner, auf dem sie für ihre Gruppe werben und dass sie auf Fotos von Veranstaltungen gut sichtbar ausstellen können. Sie können sogar Open-Mics und Sprechchöre übernehmen oder übertönen.
3. Frontgruppen und Frontkoalitionen: Die Bildung einer Frontgruppe oder Koalition ist eine weitere Möglichkeit für autoritäre Gruppen (#), die Energie der Bewegung anzuzapfen, um sie für ihre eigenen Ziele auszunutzen. Diese Frontgruppe wird von Mitglieder*innen der kommunistischen Elite (#) dominiert, die keine klare und öffentliche Verbindung zur autoritären Gruppe (#) haben, damit kommunistische Elite (#) ihre Politik und ihre Absichten besser verbergen kann. Ihr Zweck ist es, Rekrut*innen für den Kader (#) zu finden und so ein Vehikel für die Aktivitäten der autoritären Elite (#) zu sein, das von ihr getrennt zu sein scheint.
4. Gruppeneinnahmen: Die Übernahme von Gruppen oder Koalitionen, die von der autoritären Gruppe (#) unabhängig sind. Dies ist am leichtesten bei Gruppen möglich, die neu sind, die sich noch nicht auf Ziele und Werte geeinigt haben oder die diese Taktiken noch nicht erlebt haben. Häufig geschieht dies durch den Missbrauch und die Manipulation interner Entscheidungsprozesse, z. B. durch die Übernahme von wichtigen und entscheidungsfähigen Posten oder den Beitritt einer großen Zahl von Mitglieder*innen des Kaders (#). Anstatt eine völlig neue Frontgruppe zu gründen, wird eine bestehende Gruppe gekapert.
5. Täuschende und unehrliche Praktiken: Die autoritäre Politik dieser kommunistischen Elite (#) ist im Allgemeinen unbeliebt und wird daher unter der Oberfläche gehalten. Die autoritäre Gruppe (#) verkündet öffentlich Werte, die Menschen anziehen können - wie die Abschaffung der Polizei, die Unterstützung von Arbeitnehmer*inrechten und horizontale Macht. Währenddessen unterstützen diese Gruppen allerdings heuchlerisch die Polizei, welche Arbeiter*innen angreift, in autoritären Nationalstaaten mit deren System sie sympathisieren wie Kuba, Iran oder China. Wie kann man die Zustimmung und Autonomie eines Menschen schätzen, wenn man ihn belügt?
6. Unterdrückung abweichender Meinungen: Die Mitglieder*innen müssen gehorchen, wenn die Befehle der autoritäre Elite (#) befolgt werden sollen. Dies tritt manchmal als „demokratischer Zentralismus“ in Erscheinung, wobei oft eine Art Zentral- oder Exekutivausschuss Entscheidungen für die Gruppe trifft. Dies kann auch in der sozialen Gruppendynamik zum Ausdruck kommen, wo Mitglieder*innen sich selbst zensieren oder ihr Verhalten ändern, wenn sie von der „Parteilinie“ der Gruppe abweichen. Historisch gesehen hat dies zu einer Kaskade von Säuberungen in namhaften marxistisch-leninistischen, trotzkistischen und maoistischen Organisationen geführt.
7. Die Parteilinie im Allgemeinen: Die avantgardistischen (#) Vorstellungen von Disziplin und einer „wissenschaftlichen“ Revolution, die bis ins kleinste Detail befolgt werden muss, erfordern Konformität, Gehorsam und striktes binäres Denken. Die Welt ist vielschichtiger als das, aber diese Nuancen sind in der autoritären (#) Politik nicht erlaubt.
8. Zentralisierung: Eine autoritäre Gruppe (#) braucht eine Machtstruktur, von der aus sie die Kontrolle ausüben kann. Wenn es diese nicht gibt, kann sie versuchen, sie zu schaffen, um sich selbst oder ihre engsten Vertrauten in den Mittelpunkt zu stellen.
9. Autonome Bemühungen in von ihnen kontrollierte Räume umlenken: Autonome Bestrebungen und unabhängige Projekte können in Bereiche gelockt werden, die von einem Kader (#) kontrolliert werden, oft mit dem Versprechen von Ressourcen und der Bitte, keine „doppelten Anstrengungen“ zu unternehmen oder „die linke Einheit zu wahren“. Die Absicht ist, Einfluss auf das Projekt zu gewinnen. Es handelt sich um eine Mischung aus der Gruppeneinnahme und Unterwanderungen.
10. Übermäßiger Fokus auf Bürokratie: Die Gruppe verstrickt sich in Schleifen der Ausschussbildung, der Entscheidungsfindung, des Schreibens von Einheitspunkten, des Aufbaus einer Kaderführung usw. Am wahrscheinlichsten passiert dies während Machtkämpfen und Übernahmen von anderen Gruppen. Dies führt oft dazu, dass die Mitglieder*innen, die autoritäre (#) Strömungen und Praktiken ablehnen, die Gruppe aus Frustration verlassen.
11. Nie endende Aufgaben und sozialer Kontaktabbruch: Revolutionäre Veränderungen erfordern viel Einsatz, aber in autoritären (#) Organisationen führt der Druck, Pflichten zu erfüllen und Engagement und Disziplin zu zeigen, oft dazu, dass die Mitglieder*innen den größten Teil ihrer Zeit dieser einen Gruppe widmen. Dies kann dazu führen, dass Beziehungen außerhalb der Gruppe durch Vernachlässigung geschwächt werden, sodass die Mitglieder*innen sozial von der Gruppe abhängig werden und schließlich ausbrennen, ohne ein Unterstützungsnetzwerk zu haben, das ihnen hilft, die Gruppe verlassen zu können.
12. Charismatische*r Anführer*in: Autoritäre Gruppen (#) haben oft eine*n charismatische*n Anführer*in oder Gründer*in, der/die in den Mittelpunkt gerückt wird. Dabei kann es sich um eine*n Anführer*in oder Gründer*in der Gruppe selbst oder um ein ideologisches Vorbild/Vordenker handeln.
13. Täter*innenschutz betreiben: Patriarchale Gewalt ist im Grunde überall ein ernsthaftes, immer wiederkehrendes Problem. Doch avantgardistische Gruppen (#) betrachten Versuche, Rechenschaft abzulegen, oft als Angriff auf die Gruppe und ihre Ideologie oder als Ablenkung von „der Sache“. Sie geraten in die Defensive und betreiben aktiven Täter*innen schutz, während sie die betroffene Person des Übergriffs im Stich lassen.
14. Anerkennung für die Arbeit und Aktionen Anderer: Die Mitglieder*innen der autoritären Elite können die Anerkennung für Veranstaltungen, Aktionen und Arbeiten anderer Gruppen auf sich nehmen. Dies gilt insbesondere für auffällige oder populäre Aktionen, aber auch andere Dinge können von der Gruppe (#) beansprucht werden, wenn sie für die Rekrutierung nützlich zu sein scheinen.
15. Mangelnde Fürsorge für Mitglieder*innen und schutzbedürftige Personen: Der Drang nach aufmerksamkeitsstarken Aktionen kann dazu führen, dass schutzbedürftige Menschen und die Mitglieder*innen der Gruppe als Mittel zum Zweck benutzt werden, als Ressourcen, die ausgebeutet werden können. Viele „auffällige“ Aktionen, wie z. B. eine Besetzung, erfordern umfangreiche Vorbereitungen, Überlegungen und Sorgfalt, um die verschiedenen Risiken einzuordnen (soweit wir das können). Nichts kann vollkommen sicher gemacht werden, aber die schlampige oder bewusst risikoreiche Vorgehensweise einer autoritären Gruppe (#) bei Aktionen kann dazu führen, dass Menschen unnötig geschädigt werden, was letztlich nur ein PR-Gag ist.
16. Erzwungene „Selbstkritik“: Alle, die in der Welt etwas bewirken wollen, brauchen Raum für bewusste Reflexion und Evaluation. Die „Selbstkritik“ (manchmal auch „Kritik und Selbstkritik“, „Tekmil“ oder „revolutionäre Selbstoptimierung“ genannt) kann jedoch eingesetzt werden, um Gruppenmitglieder*innen zu zwingen, der Gruppe mehr Zeit und Ressourcen zu widmen, abweichende Meinungen zu unterdrücken und die Mitglieder*innen zu gehorsamere*n Anhänger*innen umzuformen. Säuberliche Bemühungen, „bürgerliche“ Gefühle/Mentalität/soziale Einflüsse auszurotten, sind ein ernsthafter Hinweis auf Manipulation.
17. Verteidigung und Verherrlichung von autoritären Führern und Regierungen: Aus ideologischen Gründen unterstützen die autoritären Gruppen (#) in der „westlichen Welt“ (unsere Erfahrung stammt aus den „USA“) im Namen des „Antiimperialismus“ oft unkritisch autoritäre Regierungen und Führer. In extremen Fällen endet dies in einer Art konservativem Patriotismus. Die tatsächlichen Praktiken und Werte der Nationalstaaten, die sie verteidigen, spielen keine Rolle, nur ihre geopolitische Beziehung zu den USA. Dies ist auf die Geschichte des Autoritarismus in der linken Politik zurückzuführen, insbesondere auf den Einfluss einer Tendenz, die als „marxistisch“ oder „campistisch“ (Blockdenken, geografische Einteilung in Gebiete mit gleicher politischer Ideologie) bezeichnet wird und die dazu ermutigt, Regierungen, die die „USA“ ablehnen, kritiklos zu unterstützen. Das Ergebnis kann hässlich sein. Bei Aufständen werden Dissidenten unter einem Regime, das die kommunistische Elite (#) unterstützt, kaltblütig angegriffen, sie werden als CIA-Spione bezeichnet und ihre autonomen Aufstände als „Farbrevolutionen“ bezeichnet - wären dieselben Dissidenten ironischerweise in den USA, würde der Kader (#) versuchen, sie anzuwerben.
18. Erwartung der Assimilierung von Queeren Menschen und People of Color: Autoritäre Gruppen (#) können versuchen, sich für „die Masse“ akzeptabler zu machen, indem sie die Belange von gesellschaftlich marginalisierten Menschen beiseite schieben oder diese dazu drängen, weniger sichtbar „anders“ zu sein. Das kann manchmal so weit gehen, dass die Gruppe (#) konservative Positionen wie Transfeidlichkeit annimmt! Dies kann auch ideologisch motiviert sein, wenn die autoritäre Elite (#) behauptet, dass Probleme wie Rassismus, Sexismus etc. in Wirklichkeit nur vom Kapitalismus geschaffen werden und ihre Bekämpfung eine Ablenkung vom wichtigeren „Klassenkampf“ darstellt.
19. Verwendung der „linken Einheit“-Rhetorik, um die Einbeziehung in Räume zu fordern: Manche stellen sich vor, dass die „linke Einheit“ eine freundliche und mächtige Bewegung schafft, aber in der Praxis unterdrückt sie unterschiedliche Meinungen und Ansätze zugunsten einer falschen „Einheit“ und verleiht häufig autoritären Kräften innerhalb von Bewegungen Macht, die sie sonst nicht hätten. Man muss nicht alle seine Werte und seine Autonomie opfern, um mit anderen an konkreten, gemeinsamen Zielen zu arbeiten.
20. Lokale Organisatoren, die von einem Zentralkomitee kontrolliert werden: Das Zentralkomitee einer autoritären Gruppe (#) kann zum Beispiel Mitglieder*innen anweisen, sich in einem bestimmten Kampf wie der Palästina-Solidaritätsarbeit zu engagieren. Schlimmstenfalls führt dies zu einer zerstörerischen Welle von Frontgruppen/Kader und Einnahmen. Im besten Fall helfen diese Organisatoren aufrichtig bei einer Bemühung, nur um dann zu verschwinden, wenn sie zu einem anderen brennenden oder aktuelleren Thema wechseln.
Diese unvollständige Sammlung der „Red Flags“ (Alarmsignale) stammt aus Erfahrungen. Autoritäre Gruppen (#) zeigen vielleicht nur ein paar von ihnen, wahrscheinlich nicht viele, und fast sicher nicht alle. Diese „Red Flags“ sind nicht die strenge Definition von autoritärem (#) Verhalten, sondern eine Sammlung von Verhaltensweisen, die sich um autoritäre (#) Gruppen und Praktiken ansammeln.
Diese Praktiken sind sehr zerstörerisch für die beteiligten Personen, die Gemeinschaften, die angeworben werden sollen, und die Bemühungen von Graswurzel-bewegungen für eine bessere Welt zu kämpfen. Autoritäre Gruppen (#) rekrutieren ihre Mitglieder, beuten sie mit Arbeit und Geld aus, brennen sie aus, missachten ihre Sicherheit und Autonomie und können sogar als Sprungbrett für schädliches Verschwörungsdenken oder kontrollsüchtige Gruppen dienen. Sie verwandeln Menschen, die sich für einen radikalen sozialen Wandel begeistern, in Menschen, die besser darin sind, Befehle von Führern entgegenzunehmen, anstatt autonom zu handeln und die Macht von unten nach oben mit anderen zu fördern. Das eigenständige revolutionäre Potenzial und ihre Entwicklung als Menschen wird sabotiert, wenn sie unzählige Stunden dem Aufbau der Mitglieder*innenliste, des Bankkontos und der sozialen Präsenz einer Organisation widmen.
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