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Erfahrungsbericht – Vom GemÖk-Dating bis zum Moneymoon

J. von »Moneymoon« | 6 Personen | besteht seit 4 Monaten

Unsere große Lovestory begann mit einer Workshop-Tour zum Thema GemÖk im Frühjahr 2024, an der wir alle, z.T. in unterschiedlichen Städten, teilnahmen. Zu dem Zeitpunkt kannten sich noch nicht einmal alle von uns, auch wenn wir bei der gleichen Klimagerechtigkeitsgruppe organisiert waren. Inspiriert vom Workshop folgten viele Gespräche mit anderen Teilnehmenden und Freund*innen: Ob wir uns eine GemÖk vorstellen könnten, wenn ja, wie und mit wem. Dann kannte die Eine die Andere und die wiederum den Nächsten mit ähnlichen Bedürfnissen, sodass sich nach wenigen Wochen unsere 5er-Gruppe im April zum ersten Kennenlernen traf. Es hat gefunkt!

Ab dann haben wir uns wöchentlich sonntags zusammengeschaltet, ohne Zeitstress ganz viele W-Fragen besprochen und Ergebnisse und Absprachen im Moneyflux (flexibles Manifest) festgehalten. Im Juli war es dann soweit: Wir haben uns das feierliche GemÖk-Jawort gegeben, unser Hauptkonto eröffnet, Bargeld verteilt und alles final eingerichtet. Der »Moneymoon« konnte starten.

Ach mist! Da war doch was. Vor dem Jawort hätte man sich vielleicht noch den Eltern vorstellen sollen. Die waren teilweise doch eher skeptisch. Upsi! Naja, wir haben das dann einfach nachgeholt. In einem Online-Elterntreffen konnten Skepsis und Unverständnis der Eltern gelindert und unser Wunsch, ihnen das Prinzip GemÖk näherzubringen, erfüllt werden.

Nach Vorstellungsrunden der GemÖk-Mitglieder und ihrer Beweggründe, der Elternteile und einer kurzen Fragerunde am Ende waren auch die skeptischen Elternpaare überzeugt: Aus »Bedürfnisorientiert leben? Das ist Sozialismus und funktioniert nicht« wurde »Unsere Ehe ist also auch eine Mini-GemÖk!«, »Wohin kann ich euch denn mal Geld überweisen?« und »Das ist ja fast schon revolutionär in unserem kapitalistischen System«. Gerade nochmal gut gegangen.

Nachdem die Hürde mit den Eltern genommen war, konnten wir uns endlich darauf konzentrieren, den Alltag unserer GemÖk zu organisieren. Der besteht weiterhin zu großen Teilen aus den wöchentlichen Online-Treffen zur »Kohlekommission«, bei der wir Freundschaftliches, Organisatorisches und Emotionales im Bezug auf die GemÖk und darüber hinaus besprechen. Dazu kommt die monatliche »Krötenwanderung«, also das Verschieben von Geld zwischen den Privatkonten und dem gemeinschaftlichen Hauptkonto (dem »Gönnto«).

Mittlerweile haben wir uns nicht nur selbst in die neue Selbstverständlichkeit des Geldteilens eingelebt, sondern auch im direkten Umfeld Menschen inspiriert. Durch den Kontakt zum radikalen Entwurf der GemÖk reflektieren viele das eigene Verhältnis zu Geld und ändern ihr Handeln hin zu einem solidarischeren Umgang mit Geld. Hierzu abschließend drei unserer Lieblingsmomente:

Der Mitbewohner mit dem neuen Job, welcher nun die Nebenkosten der Bürgigeld–Mitbewohnis mitträgt.

Die Kleinanzeigen-Verkäuferin, die nach einem Gespräch über unsere GemÖk ganz begeistert war und den Staubsauger kostenlos weitergab (»bei euch ist das Geld besser aufgehoben«).

Der Sportverein, in dem die Trainer*innen inspiriert von unserer GemÖk ihr Honorar jetzt bedarfsorientiert untereinander aufteilen.

Mittlerweile haben wir uns nicht nur selbst in die neue Selbstverständlichkeit des Geld-Teilens eingelebt, sondern auch im direkten Umfeld Menschen inspiriert.