Weiterentwicklung: Aufgabenteilung & Check-In Gruppen (ab Okt. 22)
Das Konzept der Check-In Gruppen war an das Tekmîl der kurdischen Bewegung angelehnt. Der Idee nach sollte jeder Mensch in Lützi Teil einer Check-In Gruppe sein, die sich an für alle festgelegten Tagen zwei Mal pro Woche zur gleichen Zeit trifft und in welcher Menschen füreinander sorgen und füreinander einstehen. Die Aufteilung auf die Check-In Gruppen wurde gelost, sodass die Menschen darin unterschiedlichen Bezugsgruppen und Barrios angehörten sowie unterschiedlich lang in Lü gewesen waren. Damit sollte vor allem die Verantwortung verteilt werden. Aus der vorherigen Delegation von Verantwortung an das Awareness-Team sollte kollektive Selbstverantwortung werden. Denn so konnten viele Konflikte zwischen zwei Menschen zwischen derer beider Check-In Gruppen gelöst werden, ohne extra einen Awareness-Menschen zu rufen. Oder auch überschaubare transformative justice Prozesse sollten so laufen können, dass die jeweiligen Check-In Gruppen die eine für die betroffene Person da ist und die andere mit der Gewalt ausübenden Person reflektiert.
Neben den Check-In Gruppen gab es außerdem ein Check-In Gruppen Deli-Plenum, in welchem Delegierte der einzelnen Check-In Gruppen zusammenkamen, um herauszufinden, welche Themen gerade vielleicht in vielen Check-In Gruppen Thema waren und daher im Plenum adressiert werden sollten. Oder wenn beispielsweise kaum noch Menschen zum Plenum kamen, konnten über die Delis im Check-In Gruppen Deli Plenum alle mit der Info erreicht werden, dass das Plenum wieder mehr Beteiligung braucht.
Ansonsten sollte es statt dem einen Awareness-Team die folgenden voneinander unterschiedenen Gruppen geben: Eine Emotional First Aid Gruppe (EFA) mit eigener Weiterbildung und eine Fallarbeitsgruppe, die transformative justice Prozesse koordiniert. Die beiden sollten in dem Sinne zusammenwirken, dass bei der Emotional First Aid Gruppe ein Fall reinkommt, der an die Fallarbeitsgruppe weitergegeben wird, welche wiederum die konkrete Fallgruppe ins Leben ruft und selbst als Koordinations- und Supervisionsstruktur funktioniert. Zudem sollte es eine Prozessbeobachtung geben, die immer wieder danach schaut, ob die Einführung des neuen Awareness-Konzepts funktioniert. Also ob die einzelnen Gruppen im Großen und Ganzen mit ihrer Aufgabe zurechtkommen, oder ob es Unterstützungs- oder Änderungsbedarf gibt. Zudem sollte es eine Check-In-Gruppen-Koordinationsgruppe geben, die den Prozess der Check-In Gruppen begleitet und neue Menschen in Check-In Gruppen einteilt. Und eine Gruppe, die ein Awareness-Konzept mit Definitionen wichtiger Begriffe etc. verfasst. Und eine Bildungs-AG.
Auf diese Weise sollten die Probleme der vorherigen Awareness-Struktur durch kollektive Selbstverantwortung und spezifische zusätzliche Gruppen mit konkret beschränkten Aufgabenbereichen überwunden werden. Nicht alles davon konnte vollends umgesetzt werden und ins Arbeiten kommen, bevor die Räumung kam. Doch haben beispielsweise die Check-In Gruppen ziemlich gut funktioniert, auch da alle Check-In Gruppen sich zur selben Zeit trafen. Es hatte einen anti-hierarchischen Effekt, da Menschen nun auch jenseits ihrer üblichen Kreise über Emotionen redeten. Das lockerte auch die Cliquen-Bildung etwas auf.