Direkt zum Hauptinhalt

Awareness-Bemühungen allgemein im Dorf

Nicht nur die Awareness-Teams kämpften im Dorfalltag gegen Formen von Diskriminierung. Manche Gedenkstätten in Lü sowie manche Demos, Workshops und Ausstellungen waren insbesondere dazu da, antikolonialistische und antirassistische Kämpfe zu zentrieren. Immer wieder wurden dazu auch Communities und Bewegungen eingeladen (internationalistische, kurdische, zapatistische etc.), die entscheidende Impulse setzten. 
Schriftzüge auf Wänden, Türen, Bannern und auf Patches wie „Heute schon Repro gemacht?“ oder anti-Macker Sprüche, sowie der Awareness-Input, den es eine Zeit lang zu Beginn jedes Plenums gab, erinnerten im Alltag an feministische und antirassistische Kämpfe und eigene Ansprüche der Besetzung.
An der Mawa gab es mal die Initiative zu einem Klassismus-Austausch – ein Thema, das in Lü vielfach unsichtbar und unbesprochen blieb. Es gab eine Soli-Socke, aus der auch immer wieder Menschen kurzfristig Geld bekamen, doch waren die Lü-Finanzen sonst für den Großteil verborgen und insgesamt Geld und Zugang zu Ressourcen außerhalb von Lü sehr intransparent und auch ungleich verteilt. Manche Menschen hatten ein Gehalt, Vermögen und/oder einen Ausweichort außerhalb von Lü, andere nicht, manche hatten Zugang zu einer Waschmaschine an einem nahe gelegenen Ort, andere nicht. Manchmal trat dies zu Tage, manchmal nicht.
Im Sommer 2022 richteten einige Menschen auf Signal eine Gruppe ein, die dabei half, Strukturen physisch barrierearm, beispielsweise Rolli-zugänglich zu machen. Es gab ein barrierearmes Klo, zeitweise eine Rolli-Rampe und im Erdgeschoss der Villa waren Rolli-zugängliche Schlaf- und Aufenthaltsorte. Sonst waren viele Strukturen nicht zugänglich oder mussten mit mehr Aufwand zugänglich gemacht werden, wozu sich eben diese Gruppe gründete.
Sprachliche Barrieren wurden zumindest in Plena allgemein durch Flüsterübersetzungen ins und aus dem Deutschen oder Englischen abgebaut – je nachdem, was gerade Plenumssprache war.
Zu Drogen-Awareness gab es hin und wieder Diskussionen und eine Gruppe wollte dazu etwas erarbeiten. Weil es diese Gruppe bereits gab, die etwas erarbeiten wollte, endete die Diskussion mit dem Verweis auf diese Gruppe in der Regel wieder, die Gruppe schaffte es aber nie, tatsächlich ein Konzept zu erarbeiten. Was es gab, waren drogenfreie Zonen, sowohl im Dorf als auch auf Veranstaltungen. Jedoch war der Umgang mit dem Thema nicht immer leicht, denn es lebten in Lü zeitweise sowohl Menschen, die alkoholabhängig waren als auch trockene Alkoholiker*innen.
Für einige Zeit gab es regelmäßige Bezugi-Findungstreffen und viele Bezugis waren in vielen Belangen füreinander da. Darüber hinaus gab es immer wieder mal für eine Zeit lang mal hier einen antipatriarchalen Lesekreis, dort eine kritische Männlichkeitsrunde und hier ein Reflexionstreffen zu kritischem Weißsein. Diese Strukturen wurden oft von Einzelpersonen initiiert und gehalten, wodurch ihr Fortbestand oft von dieser einen oder wenigen Personen abhängig war. Einen Zettel auf das Programmboard zu kleben, reichte nicht, wenn keine Menschen die für das Treffen erforderlichen Vorbereitungsarbeiten übernahmen.